Beziehungsformen - Beziehungen formen
Über Schubladen und EtikettenWelche Beziehungsform für mich?
Wir alle lieben Sicherheit und brauchen Form und Struktur, um uns besser zurechtzufinden. Oft passiert es uns jedoch, dass wir schnell entsprechende Schubladen aufmachen, und dass unsere Klischees und Erwartungen diese bis zum Rande füllen.
So bleibt wenig Platz für freies und flexibles Bewegen. Etiketten sind nicht immer hilfreich, um unsere vielfältigen Facetten zu leben.
Daher macht es Sinn, sich über gängige Beziehungsformen und Gestaltungsversuche Gedanken zu machen, um davon zu lernen und die eigenen Erwartungen klar herauszuarbeiten.
Wenn wir selber Klarheit darüber haben, wie wir gerne leben möchten und ob uns diese Form wirklich entspricht, oder wir nur Rollen und Erwartungen erfüllen, die uns oft völlig unbewusst begleiten, ist schon viel gewonnen.
Dann können wir dies auch mit potentiellen Partnern kommunizieren, das grenzt die Auswahl zwar ein, erhöht aber auch signifikant die Möglichkeit einer funktionierenden Beziehung.
Vertrauen in einer Paarbeziehung hängt besonders davon ab, was wir uns selbst zutrauen, wie klar wir uns über unsere Wünsche und Ziele sind, und wie gut wir das miteinander austauschen können.
Nutzen Sie die Möglichkeit, in einer Beratung oder einem Seminar mit mir Ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen genau anzuschauen und sich danach auszurichten.
Wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, ist es auch viel einfacher, den passenden Partner dafür zu finden.
Nachfolgend finden Sie einige Beispiele möglicher Beziehungsformen, ich bin gespannt, welche davon Ihnen entspricht oder wie Ihre ganz eigene Vorstellung aussieht.
Sie auch?
Monogamie
– überholt oder notwendig?
Die Bezeichnung Monogamie wird offiziell für die „Einehe“ benutzt, bei der das Rechtsinstitut der Ehe nur für eine Paarbeziehung offensteht. Die Koppelung von Monogamie und Ehe ist allerdings heute in der westlichen Welt eher unüblich; stattdessen wird die Bezeichnung Monogamie häufig für die Art des Zusammenlebens in einer Lebenspartnerschaft verwendet – unabhängig von der Rechtsform.
Die heutige sexuelle Praxis und die Freiheit in der Partnerwahl in der Kultur der westlichen Neuzeit sowie die Einfachheit von Scheidung und Wiederverheiratung innerhalb des gleichen nationalen Rechtssystems haben zu einem Anstieg der sogenannten „seriellen Monogamie“ geführt. Bei der seriellen Monogamie haben Personen mehrere aufeinanderfolgende monogame Beziehungen, die sie nach einer gewissen Zeit beenden. Dieses Verhalten hat durch den damit verbundenen Wechsel der Sexualpartner einen fließenden Übergang zur Promiskuität. Evolutionsforscher sind sich heute weitgehend einig, dass der Mensch ursprünglich nicht sexuell monogam gelebt hat. Das weibliche und männliche Paarungsverhalten hat sich abhängig von Umwelt- und erlernten Faktoren entwickelt und ist daher oft verschieden ausgeprägt.
Biologisch betrachtet liegt Monogamie nicht in der Natur des Menschen, trotzdem geben die meisten Menschen an, dass ihnen Treue in einer Beziehung sehr wichtig ist. Laut wissenschaftlicher Studien seien langfristige monogame Beziehungen gut für die psychische Gesundheit: man leide seltener an Depressionen und Angstzuständen.
Christliche Wertvorstellungen haben in der westlichen Welt dazu geführt, dass viele heute auch sexuelle Monogamie anstreben,
sind die Gebote („Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib“, „Du sollst nicht ehebrechen“), doch immer noch ein fester Bestandteil unseres Wertesystems.
Verhaltensbiologen zufolge steigt die Wahrscheinlichkeit für sozial monogames Verhalten mit dem notwendigen zu erbringenden elterlichen Aufwand für die „Jungenaufzucht“. Mit zunehmender Unabhängigkeit und besser werdender sozialer Versorgung sowie dem geänderten Status auch Alleinerziehender verliert die Monogamie jedoch zunehmend an Bedeutung.
Ein allgemeiner „Wertewandel“ sowie eine erschwerte Orientierung in unserer vorwiegend materialistisch geprägten und auf Individualität setzenden Gesellschaft führt allerdings, gerade bei Jugendlichen, auch zu einer Art „Gegenbewegung“: so zeigen diverse Jugendstudien eine Orientierung an tradierten Wertvorstellungen. Es scheint, als wisse diese Generation Exklusivität weit höher zu schätzen als ihre Eltern.
Bei Paaren mit einem hohen Differenzierungsgrad funktioniert Monogamie anders: Sie hört auf, eine belastende Vereinbarung mit dem Partner oder der Beziehung zu sein, und wird zu einer Vereinbarung mit sich selbst. Die Beziehung lebt mehr von der persönlichen Integrität und gegenseitigem Respekt als von Deprivation und Brutalität. In einer solchen Beziehung ist eine Affäre mehr ein Selbstbetrug als ein Betrug am Partner, da man sich das Versprechen selbst und nicht dem Partner gegeben hat.
Hier finden Sie die Links zu Quellen und passenden Artikeln:
http://www.zeit.de/2011/15/Ps-Treue-Studien
http://www.zeit.de/2012/13/CH-Monogamie
http://www.blickamabend.ch/life/die-zeit-ist-reif-id2811933.html
http://www.welt.de/icon/article124030369/Von-wegen-Monogamie-was-Frauen-wirklich-wollen.html
http://www.edarling.de/ratgeber/beziehung/monogam-leben
http://de.wikipedia.org/wiki/Monogamie
Polyamory
Polyamory ist ein Oberbegriff für die Praxis, Liebesbeziehungen zu mehr als einem Menschen zur gleichen Zeit zu haben.
Dies geschieht mit vollem Wissen und dem Einverständnis aller beteiligten Partner.
Die angestrebten Beziehungen sind langfristig und vertrauensvoll angelegt und schließen normalerweise (aber nicht notwendigerweise) Verliebtheit, Zärtlichkeit und Sexualität mit ein. Menschen, die diese Art von nicht monogamen Beziehungen führen oder sich vorstellen können, in solchen zu leben, werden als „polyamor“ oder „polyamorös“ bezeichnet.
Polyamory grenzt sich von anderen nicht monogamen Lebensstilen zum Beispiel durch folgende Merkmale ab:
- Ehrlichkeit/Transparenz (Poly bedeutet nicht „Betrügen“)
- Gleichberechtigung/Konsens (Poly ist nicht patriarchale Polygynie)
- Langfristige Orientierung (Poly ist nicht Swinging)
Die Idee hinter dieser Lebensform stellt die verbreitete „don´t ask, don´t tell“ – Philosophie vieler, angeblich monogamen, Paare in Frage. Während dort die Ansicht herrscht, man könne heimlich fremdgehen und dies würde auch langfristig funktionieren, glaubt die noch kleine, aber wachsende Minderheit der Poly-Anhänger, dass absolute Ehrlichkeit langfristig zu stabileren und glücklicheren Beziehungen führt.
Die Polyamory definiert sich über die emotionale Seite von Liebesbeziehungen; ihr liegt die Idee zugrunde, dass Liebe, auch solche romantischer Färbung, nichts ist, das auf einzelne Personen eingeschränkt werden müsse. Polyamore Beziehungen erfordern in der Regel erheblich mehr Aufmerksamkeit, Energie und Kommunikation als emotional und sexuell ausschließliche Beziehungen und bieten den Beteiligten weniger Sicherheiten, haben für die Menschen, die sie führen, jedoch ausgleichende Vorteile. Eifersucht stellt aus dieser Sicht eine Herausforderung dar, die durch Mut, Verständnis und Vertrauen der Partner und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit ihr gemeistert werden kann. Polyamore Beziehungen haben viele mögliche Konstellationen mit spezifischen Bezeichnungen, zum Beispiel bezeichnet ‚Triade‘ eine wechselseitige Liebesbeziehung zwischen drei Personen.
Menschen, die sich als polyamor oder polyamorös bezeichnen, haben die Bereitschaft, Liebesbeziehungen und enge Freundschaften mit mehreren Menschen zu führen, da für sie diese Beziehungsform ein Ideal darstellt. Sie stellen die Vorstellung in Frage, dass die Zweierbeziehung und die traditionelle Einehe die einzig erstrebenswerten Formen des Zusammenlebens seien. Die Liebe ist nach ihrer Auffassung kein endliches oder limitiertes Gut, das immer nur für die Liebe zu einer einzigen Person ausreicht, sondern gegenüber mehreren Menschen in einer ganz individuellen Ausprägung in Erscheinung treten kann.
Da die Polyamory im Gegensatz zur Monogamie keinen Ausschließlichkeitsanspruch gegenüber dem Partner vertritt, besteht keine Notwendigkeit, eine Beziehung zu beenden, wenn der Partner parallel weitere Beziehungen eingeht. Akute Verliebtheit, in englischsprachigen Foren auch „New Relationship Energy“ (NRE) genannt, wird trotz der schönen Gefühle manchmal als mit Vorsicht zu genießender Zustand gesehen. Sie mache es schwerer, die Bedürfnisse aller Partner auszugleichen und berge die Gefahr von kurzschlüssigen Entscheidungen, deren Konsequenzen langfristig bedauert würden.
Offene Beziehung
Eine offene Beziehung oder offene Partnerschaft bezeichnet eine Beziehung (gewöhnlich zwischen zwei Personen), in der die Beteiligten voneinander wissentlich die Freiheit haben, auch andere Partner, insbesondere Sexualpartner zu haben. Ist ein Paar, das eine offene Beziehung vereinbart hat, verheiratet, handelt es sich um eine offene Ehe. Offene Beziehungen erweitern das Konzept der Selbstbestimmung von Individuen auf die sexuelle Selbstbestimmung innerhalb einer Beziehung und stehen insofern in Konflikt mit konventionellen Erwartungen an Beziehungen und Moralvorstellungen.
Nena und George O’Neill veröffentlichten 1972 „Open Marriage“. Dies führte in den USA erstmalig zu öffentlich wirksamen Fernsehdiskussionen über alternative Lebensstile. Dies wird als eines der signifikanten Ereignisse des 20. Jahrhunderts gewertet, die zur Spannung zwischen zwei Ideologien beigetragen haben: Die eine, in der Sex nur in der Ehe legitimiert ist, als notwendige Komponente für das gemeinsame Eheglück und die andere, in der Sex als wichtige Erfahrung und eigenständig betrachtet wird. Der Versuch diese beiden Sichtweisen zu versöhnen, kann als eine grundlegende Dynamik für die Entstehung und Veränderung vieler sexueller Praktiken in den USA des 20. Jahrhunderts gesehen werden.
Offene Beziehung versus Polyamory
Offene Beziehung wird zuweilen als Synonym für Polymere oder polyamore Beziehung gebraucht, jedoch besteht ein Unterschied in der Definition der beiden Begriffe: Die Offenheit in einer offenen Beziehung beschreibt vorrangig den sexuellen Aspekt einer nicht ausschließlichen Beziehung; Polyamory hingegen erlaubt, mehrere Bindungen (sexueller oder emotionaler Natur) einzugehen, die zu langfristigen Beziehungen führen[3]:
- Einige Partner vereinbaren Beziehungen, die das Teilen von Sexualität außerhalb der Hauptbeziehung erlauben, aber nicht das Teilen von weitergehenden Gefühlen, z. B. Swinger; solche Beziehungen sind offen, aber nicht polyamourös.
- Einige Partner legen in ihren Beziehungen strikte Beschränkungen dahingehend fest, welche zusätzlichen Partner (oft aus einer kleinen Gruppe) erlaubt sind und welche nicht (oft wird dies als Polyfidelity bezeichnet); diese Beziehungen sind polyamourös, aber nicht offen.
- Einige Menschen, die Polyamory praktizieren, akzeptieren die Dichotomie „in einer Beziehung sein/nicht in einer Beziehung sein“ oder „Partner sein/nicht Partner sein“ nicht – ohne diese Unterscheidung hat es keinen Sinn, eine Beziehung als ‚offen‘ oder ‚geschlossen‘ zu klassifizieren.
- Einige Menschen betrachten ‚Polyamory‘ als ihre ideelle Orientierung – sie betrachten sich selbst als fähig und willens, mehrere Liebesbeziehungen zu führen, während sie offene Beziehung als eine Beschreibung dafür verwenden, wie sie Polyamory leben und verwirklichen. Sie würden für sich selbst sagen: „Ich bin polyamourös. Mein Hauptpartner und ich haben eine offene Beziehung mit folgenden Regeln …“
Insgesamt gesehen überlappen sich die beiden Begriffe; von Menschen, denen der Begriff ‚Polyamory‘ nicht vertraut ist, wird die Wendung ‚offene Beziehung‘ daher häufig anstelle des Begriffs ‚Polyamory‘ gebraucht.
Platonische Liebe
Im modernen Sprachgebrauch drückt die Bezeichnung einer Freundschaft als „platonisch“ gewöhnlich nur aus, dass die befreundeten Personen kein sexuelles Interesse aneinander haben. Diese Bedeutung hat mit dem ursprünglichen Konzept Platons jedoch wenig zu tun.
Der Ausdruck wird heute meist für eine potenziell erotische Beziehung verwendet, bei der man freiwillig auf die sexuelle Erfüllung verzichtet oder umständehalber auf sie verzichten muss. Dabei kommt es nur auf den Verzicht als solchen an, nicht auf eine philosophische Motivation, Begründung oder Zielsetzung, die oft gar nicht vorhanden ist. Der Grund kann beispielsweise auch darin bestehen, dass die Fähigkeit oder Gelegenheit zu sexueller Betätigung fehlt oder diese unmöglich ist, da die geliebte Person ihr nicht zustimmt.
Platonische Liebe in ihrer ursprünglichen Bedeutung ist allerdings eine Form der Liebe, (nach dem antiken griechischen Philosophen Platon (428/427 v. Chr.–348/347 v. Chr. benannt ) die ihre philosophische Begründung auf seiner Theorie der Liebe fußt und weil ihre Befürworter sich auf ihn berufen.
Platon sieht in der Liebe (Eros) ein Streben des Liebenden, das diesen stets vom Besonderen zum Allgemeinen, vom Vereinzelten zum Umfassenden führen soll. Das geschieht der platonischen Theorie zufolge, wenn der Liebende Philosoph ist oder wird und als solcher auf eine von Platon beschriebene Weise mit der Liebe umgeht. Der im Sinne Platons Liebende wählt bewusst einen philosophischen Weg, der ihn zu immer höheren Erkenntnissen führen soll. Er richtet den erotischen Drang im Lauf eines gestuften Erkenntnisprozesses auf immer umfassendere, allgemeinere, höherrangige und daher lohnendere Objekte. Dabei erweist sich schließlich die allgemeinste auf diesem Weg erreichbare Wirklichkeit, die Platon als das Schöne an sich bestimmt, als das würdigste Objekt. Dort endet die Suche des Liebenden, denn erst dort findet er nach dieser Lehre vollkommene Erfüllung seines Strebens.