von Hergen von Huchting | Nov 23, 2015 | Familie, Sexuelle Orientierung |
Wissen wir wirklich alles über Sex?
Ein Gespräch mit dem Sexualpsychologen Christoph Joseph Ahlers in der Zeit online
Von Heike Faller
ZEITmagazin: Herr Ahlers, noch nie war Sex so sichtbar und leicht verfügbar wie in unserer Zeit, noch nie gab es so viel Offenheit gegenüber allen möglichen Spielarten. Wie würden Sie einem Außerirdischen erklären, was das eigentlich ist: Sex?
Christoph Joseph Ahlers: Sex ist die intimste Form von Kommunikation, die uns Menschen zur Verfügung steht. Unsere Möglichkeit, Liebe leiblich zu erleben. Das fängt weit vor genitaler Interaktion an. Es beginnt damit, dass wir uns auf eine Art berühren, die uns etwas bedeutet.
ZEITmagazin: Deshalb erinnern sich die meisten Menschen an ihr erstes Mal ein Leben lang, obwohl tatsächlich vielleicht ein Arzt die erste fremde Person war, die ihre Genitalien berührte?
Ahlers: So ist es. Ob wir etwas als erotisch erleben oder nicht, hängt nicht nur davon ab, was auf der Handlungsebene passiert, sondern vor allem davon, wie wir es bewerten. Deshalb kann es passieren, dass sich jemand vor uns auszieht, und wir werden dadurch erregt. Aber wenn jemand anders das Gleiche tut, schielen wir nach dem Ausgang.
ZEITmagazin: Sex ist also, wenn es erregend ist?
Ahlers: Erregungslust ist, neben der Fortpflanzung, der Aspekt, den die meisten Menschen als Erstes mit Sex in Verbindung bringen. Aber seine zentrale Bedeutung besteht darin, dass wir durch Sex psychosoziale Grundbedürfnisse erfüllen können, die Männer und Frauen gleichermaßen erstreben: Angenommensein, Zugehörigkeit. Alles, was wir im Leben tun, zielt darauf ab: Wenn ich einen guten Job bekomme, die richtige Wohnung habe, sind das alles Ableitungen der Botschaft: Ich bin okay. Und die intensivste Form, das zu spüren, ist sexuelle Körperkommunikation. Das ist die tiefere Bedeutung von Sex. Das, was die Kirche Himmel nennt. Und die frohe Botschaft der Sexualpsychologie ist: Ein bisschen was davon können wir auch auf Erden haben.
ZEITmagazin: Das ist aber ein großes Versprechen…
Ahlers: Eher eine Beschreibung unserer Wesensart – wir sind auf Bindung programmiert, und das ist es, worum es auch beim Sex im besten Fall geht: Erlösung durch Überwindung von Vereinzelung. Lust kann sich jeder selber machen oder jemanden mieten, der sie einem macht. Fortpflanzung kann man mittlerweile von Sex abkoppeln. Das Einzige, was wir nicht alleine hinkriegen, ist das Gefühl, angenommen zu sein. Und darum tun wir uns auch heute noch als Paare zusammen und wollen auch in langjährigen Partnerschaften im Idealfall immer wieder miteinander schlafen.
ZEITmagazin: Warum ist denn ausgerechnet Sex der direkteste Weg in dieses Paradies?
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von Hergen von Huchting | Nov 14, 2015 | Partnerfindung, Sexuelle Orientierung |
Panorama Hochschulsport:
Beitrag aus „Die Welt“ vom 14.09.12
Wissenschaftliche Arbeiten verfassen, Referate halten, in der Bibliothek hocken – so in etwa sieht der Alltag eines durchschnittlichen Studenten aus. An der Uni Zürich können Studierende ab diesem Semester einen ganz besonderen Programmpunkt in ihren Stundenplan integrieren und sich im sexuellen Bereich fortbilden. Im Angebot des ASVZ, dem Hochschulsport der Universität, findet sich der Kurs „Yoga für eine gesunde Sexualität“.
Für 55 Schweizer Franken können Studierende jeden Samstag von 13.30 bis 16.30 Uhr dafür sorgen, dass es im Bett besser läuft. Das zumindest verspricht das außergewöhnliche Sportprogramm laut Ausschreibung: „Oft wird die natürliche sexuelle Energie von Gefühlen wie Angst, Scham, Wut und Trauer im Körper blockiert …Mit Yoga kannst du lernen, unbewusst zurückgehaltene Energie zu lösen und bewusst zu erleben. Je mehr Energie dir zur Verfügung steht, desto erfüllter wird dein Sexualleben.“
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von Hergen von Huchting | Sep 13, 2015 | Uncategorized |
Eine Kolumne von Sibylle Berg in Spiegel online
Alles, was man nicht selbst bewirtschaften kann, ist ein Zuviel an Besitz. Trotzdem glauben wir zurecht eher an das Teilen von Gegenständen und Gütern als an den friedlichen Austausch von LebenspartnerInnen.
Die Sharing-Gesellschaft – das heißt: wir teilen Autos, Wohnungen, Kleidung, Kunst oder LebenspartnerInnen – ist eine wundervolle Utopie. Ein wenig wie funktionierender Kommunismus. Wer könnte ernsthaft dagegen sein, sich selbstfahrende Autos zu teilen? Das Teilen der Wohnung, hier wird immer AirBnB aufgeführt, hingegen ist noch ein zutiefst kapitalistisches Modell.
Einen Schritt weiter geht man da in der Schweiz, wo knapper Wohnraum geteilt wird. Das könnte eine wirklich radikale Form des Teilens werden, junge Familien könnten mit Älteren oder mit körperlich Eingeschränkten zusammenleben und sich die Betreuung von Kindern teilen, oder man geht einen Schritt weiter und teilt sich die LebenspartnerInnen.
Auch diese Idee scheint bestechend im Sinne von Karl Marx: Alles, was man nicht selbst bewirtschaften kann, ist ein Zuviel an Besitz. Man schaue sich das Elend der meisten Paare an.
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von Hergen von Huchting | Sep 5, 2015 | Uncategorized |
Wir müssen reden
Fremdgehen, Gründe und Folgen
Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Clement, systemischer Paartherapeut und Sexualforscher.
Aus „Zeit-Magazin Online “
ZEITmagazin ONLINE: Auch wenn die Zahlen extrem schwanken: Zwischen 15 und 60 Prozent, heißt es, würden während der Sommerurlaubszeit fremdgehen. Das bedeutet jetzt Krise vielerorts, womöglich Trennung. Warum ist uns Treue so wichtig, dass wir bereit sind, einem Bruch ganze Jahre glücklicher Beziehung zu opfern?
Ulrich Clement: Weil dadurch das Fundament der Liebe infrage gestellt wird: meine Einzigartigkeit. Liebe bedeutet ja, dass nur ich gemeint bin. Das Fremdgehen macht spürbar, dass meine Person eben doch punktuell austauschbar ist. Das tut wahnsinnig weh.
ZEITmagazin ONLINE: Aber eine einzigartige Liebe macht doch so viel mehr aus: gemeinsame Gespräche und Interessen, Werte und Humor. Warum fordert man ausgerechnet beim Sex diese Exklusivität ein? Ich habe ja auch kein Problem damit, dass mein Partner die ganze Nacht mit seiner Band verbringt, um Musik zu machen.
Clement: Sie verbinden damit keine Einzigartigkeit. Aber wehe, wenn Sie Musikerin und ehrgeizig sind und Ihr Partner macht mit einer anderen Musikerin was, dann bekommt das für Sie den gleichen Rang wie Fremdgehen, weil für Sie Musizieren hoch besetzt ist. Das Problem ist die Eifersucht: Gäbe es sie nicht, wäre Fremdgehen überhaupt kein Thema.
ZEITmagazin ONLINE: Hat Eifersucht denn auch ihr Gutes?
von Hergen von Huchting | Jun 17, 2015 | Konflikte in Beziehungen, Partnerfindung |
Dating down: Partnerwahl mit Blick nach unten.
„Es gibt einfach nicht genug hochqualifizierte und finanziell erfolgreiche Männer für die Zahl der hochqualifizierten und finanziell erfolgreichen Frauen.“
Bericht aus der Frankfurter Allgemeinen von Julia Schaaf
Karrierefrauen jenseits der dreißig finden oft keinen ebenbürtigen Partner. Gutverdienende Männer in ihrem Alter sind meist schon vergeben. Fachleute empfehlen: Dating down. Aber so einfach ist es nicht. Schon das erste Rendezvous kann ernüchtern.
Bei Helene Maier* in der Küche hängen zwei Postkarten. „Man muss viele Frösche küssen, bevor man den Prinzen findet“, steht auf der einen. Die andere zeigt ein Skelett mit Pelzstola, das auf einer Parkbank sitzt: „Waiting for the perfect man.“
Helene Maier ist eine hübsche Frau. Groß, aber nicht riesig, schlank, aber nicht dürr. Blaue Augen zu blondem Haar und rot lackierten Fußnägeln. Sie ist Anfang dreißig und hat im Ausland einen Master in Betriebswirtschaft gemacht. Jetzt arbeitet sie als Abteilungsleiterin im Controlling eines Münchner Konzerns.
„Ich habe alles getroffen“, sagt Helene Maier. Vom Krankenpfleger bis zum Geschäftsführer, Ingenieure, Lehrer, Rechtsanwälte. Anderthalb Jahre lang hat sie systematisch Online-Partnerbörsen nach dem Mann fürs Leben durchkämmt. Sie träumt von einer Beziehung, in der man da ist füreinander, und sie wünscht sich Kinder. Kennengelernt hat sie fast nur Männer, die deutlich älter waren als sie, eine kaputte Ehe hinter sich hatten und nichts Ernstes wollten. Die wenigen Kandidaten in ihrem Alter zogen sich zurück, sobald ihr Beruf zur Sprache kam. „Du machst was mit Zahlen?“, schrieben sie womöglich noch. Dann brach der Kontakt ab.
Keine Spur vom richtigen Mann
„Wenn ich Kosmetikerin wäre, würde das alles viel besser für mich laufen“, sagt eine …
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