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Teilen wir uns doch einfach den Mann …

Eine Kolumne von Sibylle Berg in Spiegel online

Alles, was man nicht selbst bewirtschaften kann, ist ein Zuviel an Besitz. Trotzdem glauben wir zurecht eher an das Teilen von Gegenständen und Gütern als an den friedlichen Austausch von LebenspartnerInnen.
Die Sharing-Gesellschaft – das heißt: wir teilen Autos, Wohnungen, Kleidung, Kunst oder LebenspartnerInnen – ist eine wundervolle Utopie. Ein wenig wie funktionierender Kommunismus. Wer könnte ernsthaft dagegen sein, sich selbstfahrende Autos zu teilen? Das Teilen der Wohnung, hier wird immer AirBnB aufgeführt, hingegen ist noch ein zutiefst kapitalistisches Modell.

Einen Schritt weiter geht man da in der Schweiz, wo knapper Wohnraum geteilt wird. Das könnte eine wirklich radikale Form des Teilens werden, junge Familien könnten mit Älteren oder mit körperlich Eingeschränkten zusammenleben und sich die Betreuung von Kindern teilen, oder man geht einen Schritt weiter und teilt sich die LebenspartnerInnen.

Auch diese Idee scheint bestechend im Sinne von Karl Marx: Alles, was man nicht selbst bewirtschaften kann, ist ein Zuviel an Besitz. Man schaue sich das Elend der meisten Paare an.
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„War es wirklich nur Sex?“

„War es wirklich nur Sex?“

Wir müssen reden

Fremdgehen, Gründe und Folgen
Gespräch mit Prof. Dr. Ulrich Clement, systemischer Paartherapeut und Sexualforscher.
Aus „Zeit-Magazin Online “

ZEITmagazin ONLINE: Auch wenn die Zahlen extrem schwanken: Zwischen 15 und 60 Prozent, heißt es, würden während der Sommerurlaubszeit fremdgehen. Das bedeutet jetzt Krise vielerorts, womöglich Trennung. Warum ist uns Treue so wichtig, dass wir bereit sind, einem Bruch ganze Jahre glücklicher Beziehung zu opfern?

Ulrich Clement: Weil dadurch das Fundament der Liebe infrage gestellt wird: meine Einzigartigkeit. Liebe bedeutet ja, dass nur ich gemeint bin. Das Fremdgehen macht spürbar, dass meine Person eben doch punktuell austauschbar ist. Das tut wahnsinnig weh.

ZEITmagazin ONLINE: Aber eine einzigartige Liebe macht doch so viel mehr aus: gemeinsame Gespräche und Interessen, Werte und Humor. Warum fordert man ausgerechnet beim Sex diese Exklusivität ein? Ich habe ja auch kein Problem damit, dass mein Partner die ganze Nacht mit seiner Band verbringt, um Musik zu machen.

Clement: Sie verbinden damit keine Einzigartigkeit. Aber wehe, wenn Sie Musikerin und ehrgeizig sind und Ihr Partner macht mit einer anderen Musikerin was, dann bekommt das für Sie den gleichen Rang wie Fremdgehen, weil für Sie Musizieren hoch besetzt ist. Das Problem ist die Eifersucht: Gäbe es sie nicht, wäre Fremdgehen überhaupt kein Thema.

 ZEITmagazin ONLINE: Hat Eifersucht denn auch ihr Gutes?
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